Smartphone Fotografie – Freund oder Feind?
Ich selbst besitze nur ein ziemlich altes Smartphone mit schlechter Kamera. Auf diversen Reisen habe ich zwar bereits bei Freunden bestaunen dürfen, was die aktuellen Modelle mittlerweile fotografisch zu leisten imstande sind, aber mir sind die neuesten Modelle einfach viel zu groß.
Trotzdem will und kann ich mich dieser Art der Fotografie nicht verweigern, so dass es ausgesprochen praktisch war, dass mein Freund Christophe auf unserer gemeinsamen Island Tour ein iPhone 13 Max dabei hatte. Noch praktischer war, dass ich dieses regelmäßig nutzen und testen durfte.
Dabei ist jetzt kein Labortest noch umfänglicher Test entstanden, sondern mir ging es in erster Linie darum zu schauen, wie oft ich als Profi am Ende wirklich mit dem Smartphone fotografieren würde und warum.
Die kurze Antwort darauf lautet: weniger als ich gedacht hätte mit positiverem Eindruck als ursprünglich erwartet. Klingt widersprüchlich? Vielleicht, aber Ihr werdet mich hoffentlich verstehen, nachdem Ihr Euch durch meine Pros und Contras gelesen habt:
PRO:
- Deutlich kleiner und kompakter als Kamera plus Objektiv
- Eigentlich immer dabei und jederzeit griffbereit
- Dadurch verpasst man kein überraschendes Motiv mehr, „Mist, Kamera nicht dabei“ gibt es nicht mehr
- An Orten einsetzbar, an denen keine Kameras erlaubt sind
- Bilder direkt auf Social Media postbar
- Direkter Zugriff auf LR mobile & Co
- Beim iPhone: Kinomodus Video mit der Möglichkeit, nachträglich die Schärfe zu bestimmen
- Tiefenschärfe in der Landschaftsfotografie
- Bildqualität für die meisten Situationen bzw. Anwendungen definitiv mehr als ausreichend
- Kamera mit entsprechenden Apps (z.B. Halide für iPhone) manuell kontrollierbar
- Tolle Bildstabilisierung bei Film
- Nützliche Helferlein (Wetterapps, Aurora App, Photopills & Co…) quasi integriert
- KI unterstützte Freistellung und weitere softwareseitige Helferlein
- Simples Menü und Bedienung
CONTRA:
- Vielleicht bin ich zu alt, aber für mich ist berufliche/ ernsthafte Fotografie nur dann Fotografie, wenn ich durch einen Sucher schaue.
- Kein Klappdisplay
- Noch nicht zufriedenstellende Bildqualität bei Dunkelheit, Langzeitbelichtung
- Noch nicht zufriedenstellende Bildqualität im Telebereich
- Zu wenig Möglichkeiten, mit der Tiefenschärfe zu spielen
- Kein Wechselobjektiv
- Deutlich weniger robust als meine OM Ausrüstung bei schlechten Bedingungen
Warum habe ich das iPhone weniger in die Hand genommen als gedacht? Weil mir das iPhone Max zum einen zu groß war, als dass ich es hätte selbst mal eine Zeit lang hätte bei mir haben wollen – mit der Mini-Variante hätte das wahrscheinlich anders ausgesehen. Und weil mir das Fotografieren via Monitor (noch) irgendwie fremd vorkommt.
Warum ist mein Eindruck trotzdem positiver als ursprünglich erwartet? Weil die Bildqualität bei den meisten Lichtsituationen im Weitwinkelbereich absolut überzeugend und ausreichend ist. Dito Filmqualität. Weil es ideal ist für „schnell mal ein Making Of mitnehmen“. Weil es sehr praktisch ist, wenn ich mal völlig ohne Gepäck losziehen möchte. Weil es das ideale Location Scouting Tool ist.
Für meine private Fotografie und das digitale wie auch analoge Fotoalbum/-buch nutze ich übrigens schon länger überwiegend eine Smartphone-Kamera (die meiner Kids).
Zusammenfassend ist für mich das Smartphone definitiv mehr Freund denn Feind. Es ist für mich ein tolles ergänzendes Werkzeug zu meiner normalen Kameraausrüstung, so dass ich mich aktuell bereits nach guten Preisen für das iPhone 13 Mini umschaue.
Werde ich eines Tages nur noch mit dem Smartphone fotografieren? Das ist insofern schwer zu sagen und zu prognostizieren, als dass man Kamera und Smartphone nur bedingt vergleichen kann. Beide Systeme haben völlig andere Ansätze mit jeweiligen Vor- und Nachteil. Daher werden beide Systeme auch weiterhin ihre jeweilige Berechtigung haben und in meiner beruflichen Fotografie zum Einsatz kommen.
PS: Alle Bilder sind mit der Software RADIANT bearbeitet, mehr dazu demnächst.