Fotografie und künstliche Intelligenz: Teufelszeug, Werkzeug oder was?
Mein Fazit stelle ich ausnahmsweise einmal gleich an den Anfang: Für mich sind die neuen KI gestützten Möglichkeiten ein absolut faszinierendes kreatives Füllhorn für meine Arbeiten. Ich freue mich auf all die Möglichkeiten, welche sich in der Zukunft aus der Kombination von AI und Fotografie noch bieten werden.
Aber fangen wir nun doch einmal von vorne an. Fortschritt und umwälzende Veränderungen gab es schon immer und wird es immer geben. Ich denke da nur an die digitale Fotografie, die Smartphonefotografie, die Möglichkeiten der Bildbearbeitung bis hin zu dem kompletten Austausch eines Himmels. Ich sehe solchen Fortschritt gerne als Herausforderung, als Möglichkeit. Und mal im Ernst, jammern und verteufeln hat noch nie etwas gebracht bzw. dafür gesorgt, dass eine Technologie nicht entwickelt wurde. Ich beschäftigen mich daher damit, adaptiere die neuen Möglichkeiten und überlege mir wie ich diese für mich nutzen kann.
Zudem ist die KI ja bereits heute, wie oben angedeutet, ein wichtiger Bestandteil rund um die Fotografie: Bei der Qualität der Smartphonekameras mit ihren eigentlich winzigen Linsen. In der Bildbearbeitung mit ausgetauschten Himmeln, Neuralfiltern in Photoshop, Motiverkennung und vielem mehr. Motiverkennung, Autofokus in den Kameras selbst. Und und und.
Aktuell nutze ich die Möglichkeiten der KI für mein aktuelles Projekt Extraterra. Das Projekt stellt eine irdische Reise durch das Sonnensystem dar. Ich besuche dazu irdische Orte, die es so oder so ähnlich auch auf einem anderen Himmelskörper geben könnte. Während ich die Orte bereist und fotografiert habe, habe ich immer auch davon geträumt, tatsächlich auf einem solchen Himmelskörper in den Weiten des Alls zu stehen. Mit meinen Kompositionen und einer entsprechenden Bildbearbeitung versuche ich schon jeher, diesen außerirdischen Charakter auf meinen Fotos sichtbar werden zu lassen. Mit Hilfe der KI ist es mir nun endlich auch möglich, auf Basis meiner eigenen Fotos all die Science Fiction Welten und Fotos zu erschaffen, welche sich schon die ganze Zeit in meinem Kopf abgespielt haben.
Ich sehe aber noch viele andere Anwendungen für die Zukunft der Fotografie mit KI:
- Einzelne Bildbereiche meiner Fotos reparieren, ergänzen oder ändern lassen (geht z.B. schon mit der Software Dall-E).
- Rein fiktive KI-Bilder als Inspiration, Visualisierung von Ideen, Test von Motiven und Licht. Bildkonzepte skizzieren.
- Rein fiktive KI-Bilder als Ergänzung meiner Vorträge bzw. für Bilder, welche ich so nicht fotografieren kann (z.B. wie ich als kleines Kind davon träume, ein Astronaut zu sein).
- Illustrationen für Geschichten, Tutorials.
- Websites, Logos, Visitenkarten und weitere Grafiken erstellen.
- Automatisierte Fotografie mit künstlicher Intelligenz in der Kamera um z.B. Rauschen zu reduzieren.
- Verbesserte Motiverkennung
- Automatisierte Bildbearbeitung.
- Texte für Websites, Workshops etc. schreiben.
- Darüber hinaus gibt es bereits KIs zur Generierung von Musik, von gesprochenem Text, von Präsentationen und demnächst auch von Video. Als das kann ich für meine Vorträge, Trailer, Reels etc. nutzen.
- Zudem setzen immer mehr Hersteller auf KI in den Kameras selbst. Für das iPhone bietet die App Halide z.B. einen KI unterstützten Telemodus bzw. die App Spectre eine entsprechende Langzeitbelichtung. Canon arbeitet an einer In-Kamera-Noise-Reduction per KI, und ich bin mir sicher, dass wir demnächst fast täglich mit weiteren Neuigkeiten rechnen können.
Ich gebe zu, einige Bereich der klassischen Fotografie sehe ich tatsächlich bedroht. Bereiche wie Fashion bzw. allgemein Produktfotografie. Wobei bedroht eher in dem Sinne, als das der Fotograf nicht mehr zur Kamera greifen muss.
Nicht nur in der Fotografie, auch in der Kunst generell entscheiden die handwerkliche Qualität bzw. die genutzten Werkzeuge nicht (alleine) darüber, ob das Ergebnis ästhetisch ist bzw. insbesondere, welche Wirkung es auf den Betrachter hat. Und die KI generierten Bilder entstehen ja nicht aus dem Nichts. Sie basieren auf der Vorgabe von Text, sogenannten Prompts mit welchen von Motiv über Licht und Atmosphäre bis hin zum Stil das zu generierende Bild beschrieben wird. Dafür wird es weiterhin kreative Menschen mit einem Verständnis für Ästhetik und Bildsprache brauchen.
Zudem sind KI generierte Bilder ja erst einmal „leere“ Bilder. Damit meine ich Bilder ohne Geschichte, ohne Erlebnis, da sie eben nur rein auf ein paar wenigen Wörtern basieren. Insofern sehe ich das auch als Chance für die klassische Fotografie. Ich bin überzeugt davon, dass der Wert von erlebten Fotos, von Geschichten, von Bildern mit einer spannenden Entstehung mit zunehmenden künstlich generierten Bildern wieder zunehmen wird. Sowie auch der Wert von handwerklich entstandene Fotografien, welche eine aufkommende Sehnsucht nach „Echtheit“ und nach „Leben“ bedienen können.
Das ist für ein wenig so wie mit der Fotografie und Social Media. Erst einmal wurden die bekannten Instagram-Spots gehypt sowie die Instagram-Filter inflationär eingesetzt. Doch ich habe den Eindruck, dass an dieser Stelle langsam eine Sättigung und Langeweile einsetzt. Nicht umsonst experimentieren auch immer mehr Jugendlich sogar wieder mit der analogen Fotografie und Entwicklung.
Moden und Technologien kommen und gehen. Gute Arbeiten, kreative Arbeiten, Arbeiten mit einer Geschichte und mit Emotionen werden jedoch immer ihren Wert haben. Egal mit welchen Werkzeugen sie entstanden sind.
Eigentlich habe ich mein entsprechendes Fazit ja schon zu Anfang gezogen. Ich erlaube mir aber an dieser Stelle noch ein zweites Fazit, und zwar das der Text KI Chat GPT auf meine Frage, wie KI die Fotografie verändert bzw. ob KI generierte Bilder die Fotografie ersetzen würden? Der letzte Satz der entsprechenden Antwort lautet:
„Letztendlich bleibt die menschliche Kreativität und Vision jedoch unersetzbar in der Fotografie.“