„Ist das nicht sehr gefährlich?“ ist die Frage, die mir im Zusammenhang mit meiner Fotografie mit Abstand am häufigsten gestellt wird.
Ich gebe zu, meine Bilder schreien geradezu nach dieser Frage. Begriffe und Ziele wie aktiver Vulkan, Tornado Alley und Bergsteigen klingen in der Tat erst einmal sehr gefährlich. Unbestritten. Nicht bestreiten möchte ich auch, dass unsere Natur definitiv nicht vorhersehbar, planbar oder gar beherrschbar ist.
Dem einen oder anderen ist jedoch sicher auch klar, dass jetzt ein großes „aber“ folgen wird 😉 Also: Aber! Aber ist es zum einen statistisch gesehen deutlich wahrscheinlicher im Straßenverkehr oder bei der Hausarbeit zu verunglücken, als auf meinen Expeditionen. Und aber ist der Mensch, bin ich selber die deutlich größere Gefahr als die Naturgewalten an sich.
Eine gründliche Vorbereitung und eine entsprechenden Ausrüstung sind für mich eine Selbstverständlichkeit. Dazu bin ich immer in Begleitung eines Experten, sei es Vulkanologe, Meteorologe oder Bergführer, unterwegs. Sicherheit geht ganz klar vor!
Die größten Risiken bei solchen Unternehmungen heißen aus meiner Sicht: mangelnder Respekt, Geltungssucht sowie Leichtsinn und Übermut.
Respekt: Die Natur an sich ist weder gut noch böse. Sie ist einfach die Natur und existiert schon so viel länger auf diesem Planeten als wir Menschen, und wird uns auch ganz gewiss überdauern. Und trotz vieler begnadeter Wissenschaftler und technischen Entwicklungen werden wir sie nie vollständig verstehen, geschweige denn Naturereignisse auf den Punkt genau vorhersagen können. Insofern sind für mich Respekt und Demut die größte Voraussetzung im Umgang mit der Natur. Nicht zu versuchen, diese zu beherrschen. Sondern mit ihr im Einklang leben: Ob Wetter oder vulkanische Aktivität, ich nehme es an wie es ist und passe mich und meine Aktivitäten entsprechend an, und wenn es auch den Abbruch einer Expedition bedeuten sollte.
Geltungssucht: Ich persönlich richte mein Leben nur nach mir aus. Nach den Dingen, die für mich Glück und Zufriedenheit bedeuten. Die Meinung anderer, Likes in den sozialen Medien kommen für mich erst an xter Stelle dazu, wenn überhaupt. Das heißt natürlich nicht, dass ich mich nicht freue, wenn meine Erlebnisse, Taten, Bilder gefallen. Aber ich würde dafür niemals von meinen eigenen Plänen, meinen eigenen Zielen abweichen – das gilt natürlich für meine Expeditionen und nicht für mein Familienleben sowie natürlich auch immer unter der Berücksichtigung, dass ich andere damit nicht gefährde. Wenn mir selber ein Risiko zu hoch ist oder es mir das gesteckte Ziel einfach nicht wert erscheint und ich daher z.B. eine Gipfelbesteigung abbreche, dann ist das für mich gut überlegt. Es ist meine eigene Entscheidung mit all ihren Konsequenzen. Niemals würde ich für die erwähnten Likes mein Leben riskieren oder etwas tun, von dem ich selber nicht überzeugt bin.
Leichtsinn: Genauso wichtig für das Minimieren von Gefahren ist die Vermeidung von Routine oder gar Übermut. Die meisten Unfälle passieren dann, wenn man glaubt alles im Griff zu haben, weil man es schon einhundert Mal gemacht hat. Gerade neulich habe ich diese Erfahrung wieder einmal beim Bogenschiessen gemacht. Wir waren im Familienurlaub auf einem sogenannten 3D Parcours und für mich lief es super. Ich habe fast alle Ziele beim ersten Mal getroffen und wurde von Station zu Station eingebildeter. Was dazu führte, dass ich dann ein vermeintlich leichtes Ziel, einen großen 3D Bären aus großer Nähe drei Mal verfehlt habe. Das nächste wirklich schwierige Ziel habe ich dann wieder mit Bescheidenheit anvisiert – und getroffen.
Sicher war hier und da auch etwas Glück dabei. Aber insbesondere aufgrund meiner hier genannten Grundsätze bin ich auf meinen Reisen und Expeditionen bisher noch nie in eine wirklich lebensbedrohliche Situation geraten – außer es waren Dritte beteiligt in Form von bewaffneten Überfällen.
Und genauso mit dieser Herangehensweise und Einstellung werde ich auch meine nächsten Expeditionen starten, denn ich möchte noch so viele fantastische Dinge in meinem Leben erleben. So viele Ziele bereisen und vor allem auch meine Kinder möglichst lange begleiten – und wenn es irgendwie geht, mindestens einhundert Jahre alt werden 🙂