Als Vulkanfotograf liebe ich das Spiel mit dem Feuer – wie auch in der Tierfotografie 🙂 Im Ernst, ich bin jetzt nicht sooooo der große Tierliebhaber, bis auf eine einzige Spezie: Drachen. Große, mächtige und gefährliche Drachen. Also weniger der kleine Drache Kokosnuss als der „I am Fire“ Drache Smaug aus dem Hobbit oder auch die Drogon & Co Gang aus GoT.

Leider gibt es diese ja nur Computer generiert, so dass auch ich mir meinen Drachen fotografisch selber erschaffen musste.

Im Rahmen meines gemeinsamen Projekts mit dem Lichtkünstler ZOLAQ im vergangenen Jahr habe ich viele spannende Einblicke in das Thema Lightpainting erhalten – und für dieses Projekt angewendet:

Als allererstes musste natürlich die Bildidee sowie eine Vorstellung von der technischen Umsetzung geboren werden. Wie genau solche kreativen Prozesse bei mir ablaufen erzähle ich Euch ausführlich in unserer entsprechenden Podcast Episode.

Mangels meiner Fähigkeiten oder zumindest Erfahrungen im Malen mit Licht habe ich mich dabei dafür entschieden, den Drachen mit einer Schablone zu lichtmalen. Dazu war es sehr praktisch, dass meine Frau gerne bastelt und einen Schneidplotter ihr eigen nennt – eine Silhouette Porträt mit der passenden Silhouette Studio Software. Mit dieser Software war es recht einfach möglich, eine Vorlage so umzuwandeln, dass der Plotter diese entsprechend aus einem schwarzen (schwarz, damit der Karton später auf dem Foto nicht reflektiert und auf dem Bild zu sehen ist) festen Karton ausschneiden konnte.

In einem nächster Schritt habe ich die in der ganzen Wohnung verteilten notwendigen Gegenstände zusammen gesammelt.

Anschließend habe ich mir dunkle Klamotten angezogen und die 14jährige Tochter als Assistentin zum Kamera bedienen verpflichtet. Ready, steady und go in die Garage. Garage, weil ich diese tagsüber komplett verdunkeln kann sowie haben wir dort nichts stehen, was ich aus Versehen abfackeln könnte 🙂

Dort habe ich zwei Fahrräder als Stativ missbraucht (viele „hinter den Kulissen“-Bilder findet Ihr am Ende des Beitrags) bzw. eine lange Stange quer von einem Rad zum anderen gelegt und daran die Schablone mit Tesafilm festgeklebt. Und alle eventuell auf der Aufnahme sichtbaren Gegenstände in unmittelbarer Umgebung der Schablone weggeräumt. 

Als nächsten Schritt habe ich die Kamera auf ein Leofoto Stativ geschraubt, positioniert und ausgerichtet. Eine Olympus E-M1 Mark II mit einem manuellen (das wird noch wichtig sein) Laowa 7.5mm Objektiv. Gearbeitet habe ich mit dem Live Composite Modus, ISO 200, Blende 2.8 und einer Basisbelichtungszeit von 0,5 Sekunden.

Für das Nachzeichnen der Schablone habe ich eine kleine Taschenlampe von Ledlenser verwendet. Bei ersten Tests damit habe ich gemerkt, dass die Lampe an der Seite ein paar kleine rot leuchtende Punkte besitzt. Zwischen die Finger geklemmt hat sich damit eine tolle Mischung aus weißem und rotem Licht ergeben, welches mir super für die Konturen meines kleinen Drachen gefallen hat. 

Damit – also mit der zwischen die Finger geklemmten Lampe – bin ich, mittlerweile in völliger Garagen-Dunkelheit, direkt hinter der Schablone entlang gefahren. Meine Tochter hat mir dabei entsprechende Anweisungen gegeben, welche Teile des Drachen noch nicht vollständig zu erkennen gewesen sind – bzw. mich „ermahnt“, wenn ich mal wieder aus Versehen mit der Hand/Lampe außerhalb des Kartons gekommen bin. Das bedeutete nämlich Abbruch und Neustart.

War meine Älteste jedoch mit dem Ergebnis zufrieden, so habe ich die Taschenlampe ausgeschaltet und tastend am Objektiv die Blende auf 16 gedreht.

Warum das? Die Taschenlampe zwischen den Fingern hat nur recht schwach geleuchtet, so dass ich für diesen Part mit Blende 2.8 für maximal viel Licht arbeiten musste. Das nun folgende Wunderkerzen Feuer wird jedoch extrem hell und würde mir bei Blende 2.8, trotz ISO 200, viel zu schnell ausfressen und viel zu viel Licht produzieren. Darum habe ich vor diesem feurigen Teil die Blende nach unten korrigiert – der große Vorteil eines manuellen Objektivs.

Für diesen folgenden feurigen Teil habe ich zuerst einen Pullover aus dickem schwarzen Stoff – bei laufender Belichtung! – über die Kamera gehängt. Damit konnte ich die Taschenlampe wieder einschalten – das Objektiv war ja durch den Pullover abgedeckt – und zuerst die Schablone ein wenig zur Seite schieben. Mit dem Licht der Taschenlampe war es dann auch deutlich leichter, Wunderkerze und Feuerzeug zu finden.

Um Funken hinter dem Drachenkörper zu vermeiden, habe ich die Wunderkerze teilweise noch mit einem Brett verdeckt. Nun habe ich die Wunderkerze angezündet, mich zur Kamera gedreht und die brennende Kerze so gut es möglich war in Höhe des Drachenmauls positioniert. Mein Signal „Jetzt“ war dann für meine Tochter das Zeichen, den Pullover von der Kamera zu nehmen und die Belichtung quasi fortzusetzen. Langsam habe ich die Wunderkerze dann seitlich nach unten bewegt und die Aufnahme direkt danach beenden lassen.

Nun hießt es als allererstes die hintere Garagentür zu öffnen, die Wunderkerze im Freien ausbrennen zu lassen und die Garage zu lüften 🙂

Direkt danach folgte aber der spannende Check am Monitor. Mit immer wieder dem gleichen Ergebnis: „So ein Mist, das Feuer kommt nicht direkt aus dem Drachenmaul“. Also hieß es „alles auf Start“, meint Schablone positionieren, Blende zurück auf 2.8, Taschenlampe in die Hand, Garage verdunkeln und die Aufnahme von vorne beginnen. 

Beim vierten Versuch hat es dann aber endlich gepasst, yippieh! So ungefähr hatte ich mir das Bild in meinem Kopf vorgestellt.

Als nächstes folgt nun die Herausforderung, einen zusätzlichen Gegenstand im Bild zu platzieren den der Drache hübsch abfackeln kann.

Und ganz am Ende versuche ich mich eines Tages an diesem Motiv vor einem ausbrechenden Vulkan 😉

Weitere Bilder und Ihre Geschichte findet Ihr bei Interesse übrigens HIER.