Mein persönliches Review der Olympus (OM-System) OM-1: Ich habe mir die OM-1 netterweise für meine letzte USA Tour leihen dürfen. Zum Vergleich hatte ich noch eine E-M1 Mark III sowie eine Vollformatkamera (insbesondere für ein paar ISO Tests) dabei. Da ich definitiv kein Technikfreak und Pixelsucher bin, habe ich weniger spezielle Tests gefahren, sondern einfach meinen Job erledigt und fotografiert. Dabei habe ich für mich selbst folgende subjektive Erkenntnisse gewonnen:
- Sucher und Monitor sind um Welten besser als bei der E-M1 iii.
- Das neue Menü ist für mich nicht besser oder schlechter als bei den Vorgängermodellen. Als Landschaftsfotograf stelle ich mir aber i.d.R auch nur einmal die wesentlichen Parameter ein und komme ansonsten nur noch selten in die Tiefen des Menüs. Und die für mich interessanten Punkte packe ich dort in mein eigenes Menü.
- Sehr gut gefällt mir, dass sich der HiRes Modus nun schnell über den roten Filmbutton und das hintere Drehrad wählen lässt.
- Überhaupt ist die HiRes Funktion einer meiner Highlights bei der OM-1. Die Verarbeitung geht deutlich schneller – ich habe es nicht gemessen, aber gefühlt dauert diese bei der E-M1 iii zehn Sekunden und mehr, bei der OM-1 um die drei bis vier Sekunden – und ist damit endlich alltagstauglich. Diese Verarbeitungszeit lässt sich definitiv verschmerzen, so dass ich einen Großteil meiner Bilder in diesem Modus aufgenommen habe. Teilweise bis in die Dunkelheit hinein, wo z.B. ein sehr brauchbares HiRes Bild bei ISO 10.000 (die interne Verrechnung der Mehrfachaufnahmen reduziert das Rauschen deutlich) entstanden ist.
- Mein zweites sichtbares Highlight ist eine verbesserte Dynamik. Auch hier habe ich keine direkten Vergleiche angestellt (zwei Blendenstufen werden meine ich versprochen), aber vom Bauchgefühl her ist der Dynamikumfang tatsächlich deutlich höher. Das ist mir insbesondere bei schwierigen Lichtsituationen wie z.B. einem Sonnenuntergang bei Wolkenstimmung sowie Gewitter oder auch Gegenlicht aufgefallen.
- Ganz besonders gespannt war ich aber auf das versprochene verbesserte ISO Verhalten. Ich muss gestehen, bei der E-M1 iii ist für mich in der Nacht bei ISO 1600 Schluss. Und selbst diese Aufnahmen waren nicht wirklich optimal. Mit der OM-1 sind ISO 1600 zum Glück nun kein Problem mehr. Selbst ISO 3200 und auch 6400 liefern noch brauchbare Bilder – den Rest erledigen dann Topaz DeNoise oder DXO PureRAW (kann die OM-1 Dateien wohl erst ab Juli 2022 verarbeiten).
- An das Rauschverhalten der Vollformatkamera kommt die OM-1 jedoch nicht ganz heran. Zum einen muss sie das aus meiner Sicht auch gar nicht bzw. liegt darin auch nicht die Stärke eines MFT Sensors. Zum anderen war das auch insofern ein Vergleich von Äpfel und Birnen, als dass die Vollformatkamera mit Objektiv mehr als doppelt so viel kostet. Nichtsdestotrotz ist der MFT Sensor nun auch endlich am Abend und in der Nacht ohne große Sorgen zu gebrauchen.
- Einzig das Rauschen in Wolkenstrukturen – bereits bei niedrigen ISO Werten – ist immer noch vorhanden. Bei dem Thema Gewitterjagd hat die Vollformatkamera den Vergleich eindeutig gewonnen bzw. bin ich andersherum mit den OM-1 Aufnahmen nur bedingt zufrieden.
Fazit: Klein, leicht, handlich, robust, das sind schon seit jeher die Vorteile des MFT Formats und für mich auch der wesentliche Grund, mit OM System Kameras zu fotografieren. Natürlich passte auch schon bisher die Bildqualität und noch nie wurde eines meiner Bilder bei einem Verlag oder Veranstalter mit der Begründung abgelehnt, es sei ja nur mit MFT gemacht 😉 Mit dem neuen Sensor in der OM-1 lässt es sich nun dazu auch in den Grenzbereichen der Landschaftsfotografie entspannt fotografieren bzw. wurden die Grenzen deutlich nach oben verschoben. Für reine Stormchaser und/oder Astrofotografen würde ich die Kamera nicht uneingeschränkt empfehlen, für alle anderen Bereiche der Reise- und Landschaftsfotografie dafür problemlos.
Wobei mir wahrscheinlich – Achtung, bei folgender Aussage handelt sich um meine rein eigene Spekulatius ohne irgendwelches Insiderwissen 😉 – eine abgespeckte OM-5 vollkommen reichen würde. Mir persönlich reicht nämlich ein ganz normaler herkömmlicher und langweiliger Autofokus. Mit dem ganzen Katzen-Hunde-Vögel-Augen-AF-Schnickschnack kann ich bei meiner Fotografie nichts, aber auch rein gar nichts anfangen 🙂
Mehr über die OM-1 bzw. entsprechende Erfahrungen von Kollegen erfahrt Ihr gerne auch in unserem Podcast.