Praxistest der Olympus OM-1 Mark II

Prolog

Ich kann mir gut vorstellen, dass viele von Euch enttäuscht sind, dass die neu vorgestellte Olympus OM System Kamera OM-1 Mark II keinen neuen Sensor spendiert bekommen hat. Ich will gar nicht lange auf dem Thema herumreiten, aber zum einen ist der bereits aus der OM1 bekannte stakked Sensor ein sehr feiner Sensor. Mit dem deutlich verbesserten Rauschverhalten ggü der E-M1 Mark III und einem höheren Dynamikumfang war für mich die OM-1 die erste wirklich ‘erwachsene’ OM-Kamera. Bildbeispiele auch mit schwierigen Lichtsituationen findet Ihr bei meiner Polarlichtjagd in Island sowie auf meiner Mondfinsternis– sowie Sonnenfinsternis-Reise in die USA.

Zum anderen würde ich persönlich sicher kein einziges Bild mehr verkaufen können, nur aufgrund eines besseren Sensors (eines meiner erfolgreichsten Bilder, siehe rechts, habe ich übrigens mit einer Olympus E3 im Jahr 2008 gemacht. Am Ende entscheidet halt immer noch das Motiv und nicht die Technik, ob ein Bild gut ist und wirkt oder nicht 😉 ). Wichtiger für mich sind daher Helferlein, welche meinen Workflow sowie meinen Aufwand für die Erstellung spezieller Bilder vereinfachen.

Und davon hat die OM-1 Mark II dank schnellerem Prozessor ein paar an Bord.

Tengger Caldera

Menü-Button

Für einige ist die neue Möglichkeit, den Menü-Button auch auf den Papierkorb-Button zu legen wahrscheinlich ein „was soll denn das“-Feature. Für mich ist das ein echtes Highlight und ein Wunsch für ein Firmware-Update für die OM1. Endlich keine Fummelei mehr mit der linken Hand links neben dem Sucher, sondern der Zugriff mit der rechten Hand wie auch auf den Großteil der sonstigen Bedienknöpfe. Mir spart das auf jeden Fall einiges an Flucherei 🙂

Verlaufsfilter (Graduated ND)

DAS Highlight für die Landschaftsfotografie ist aber sicher der eingebaute Verlaufsfilter. Ich bin normalerweise ohne Filter unterwegs, da ich es auf meinen Touren mit zeitweise extremen Bedingungen maximal leicht und flexibel mag. Also verzichte ich gerne auf Filter schleppen, Filter schrauben. Ich gebe aber natürlich zu, dass ein Verlaufsfilter in manchen Situationen eine gute Sache ist. Bisher habe ich mir in solchen Situationen häufig mit der Postproduktion in Adobe Lightroom/ Photoshop geholfen. Aber das ist natürlich keine ‘saubere’ Fotografie. Viel besser ist eine von vornherein korrekte Belichtung und so wenig Bildbearbeitung wie nötig.

Den GND-Filter findet man im Menü Kamera 2 mit der Wahl zwischen soft, medium und hart für die Übergänge sowie GND 2, 4 und 8 für die Stärke; 2 entspricht einer Blendenstufe, 8 drei. Schon das ist cool, sensationell finde ich allerdings, dass man den Filter (auf dem Screen wird Euch angezeigt, welche Tasten/ Drehräder es dafür braucht) verschieben und drehen kann. Je nach Bildkomposition kann der Filter also nach oben oder unten, schräg in Richtung Licht oder sogar einmal komplett gedreht werden. Heißt die Verdunklung liegt nicht oben, sondern unten über dem Motiv. Das ist zum Beispiel praktisch für die Astrofotografie. Ich habe für meine Tests so z.B. die Skyline von Frankfurt abgedunkelt, damit diese bei einer längeren Belichtung des Sternenhimmels (ja, das macht über Frankfurt mit dem Flughafen im Hintergrund grds. keinen Sinn) nicht überstrahlt. Sehr praktisch und würde an der Stelle ein Composing aus zwei Aufnahmen sparen.

Die Bilder sind definitiv keine Hingucker (keine Ahnung übrigens, warum die Thumbnails unscharf dargestellt werden, bitte auf die Bilder klicken für eine größere und scharfe Version) oder irgendwie vom Motiv und der Ausarbeitung her ernst zu nehmen. Mir ging es dabei – bei jeweils eisigem Wetter – mehr um die Demonstration der Funktion sowie deren Potential.

Cool ist insbesondere auch, dass der GND mit jedem Objektiv funktioniert. Egal ob gewölbtes Fisheye oder flaches Glas, ob kleiner oder großer Durchmesser, einfach dazu schalten. Und bei Bedarf auch wieder ausschalten, kein mühsames Filter drauf oder abschrauben und sicher verstauen mehr. Deutlich vereinfachter Workflow.

Weitere Verbesserungen

Weitere Verbesserungen sind:

  • ein neuer 128er ND-Filter (den Unterschied zu einem echten Filter erkläre ich in diesem Beitrag)
  • ein – zu dem bereits bekannten 12-Bit-Modus – neuer 14-Bit RAW-Modus für die HiRes-Funktion für einen noch größeren Dynamikumfang (die HiRes-Funktion an sich erläutere ich in diesem Beitrag)
  • ein auf bis zu 8,5 Blendenstufen erweiterter Bildstabilisator
  • ein von 92 auf 213 RAW-Bilder erhöhter Pufferspeicher bei Serienbildaufnahmen mit 120fps

Den Bildstabilisator werde ich noch an seine Grenzen bringen. Ein erster Test mit tiefgefrorenen Fingern hat zwar kein völlig scharfes Bild ergeben, aber dass dieses Foto 15 Sekunden aus der Hand gehalten wurde sieht man ihm sicher auch nicht an.

P1270153

Apropos an die Grenzen bringen. Die OM1 Mark II habe ich bisher noch nicht wirklich hart rangenommen. Was aber OM-Kameras grundsätzlich aushalten, könnt Ihr Euch sehr plakativ in meinem entsprechenden Trailer anschauen.

Autofokus und mehr

Natürlich hat die neue OM noch viele weitere tolle Features für die Wildlife- sowie Makro-Fotografie. Aber diese Tests überlasse ich den jeweiligen Profis auf diesen Gebieten, da ich z.B. auch mit einer Kamera mit rein manuellem Fokus zufrieden wäre.

Fazit

Die OM-1 Mark II ist aus meiner Sicht eine kleine aber feine Optimierung der OM-1. Insbesondere der integrierte Verlaufsfilter ist dabei ein echter Gewinn für die Landschaftsfotografie, ich mag ihn mir schon gar nicht mehr weg denken.

Lohnt sich ein Upgrade von der OM-1? Die zweite Auflage der OM-1 lohnt sich auf jeden Fall. Es ist jedoch kein Muss-, sondern ein Nice-Upgrade. Für alle Besitzer einer E-M1 Mark III (oder älter) ist die OM-1 Mark II definitiv ein großer und sinnvoller Sprung.

Neues M.Zuiko Digital ED 150-600mm F5.0-6.3 IS Objektiv

Das neue 150-600er Objektiv durfte ich netterweise auch gleich testen. Dazu werde ich noch einen separaten Beitrag verfassen, aber ein paar allererste damit aufgenommene Fotos zeige ich hier zum Schluss auch noch. Wie eben erwähnt bin ich kein Wildlife-Fotograf, mir kommen also keine Tiere und Vögel vor die Linse. Aber die auf Vollformat umgerechnete Brennweite von unglaublichen 2400mm unter Verwendung des MC-20 Telekonverters erlauben mir spannende Experimente im Bereich des Astrofotografie. Mit einer normalen Kamera sind so Aufnahmen von z.B. Jupiter mit seinen Monden wie auch Saturn mit seinen Ringen möglich.

Der Mond ist übrigens handheld aufgenommen, bei allerdings sehr miesen Sichtbedingungen. Weitere Tests bei besseren Seeing-Bedingungen folgen daher. Bis dahin empfehle ich Euch gerne meine Artikel über die Fotografie der genannten Planeten bzw. der Fotografie des guten alten Mondes.

Review Video mit Martin und Lax

Ganz ausführlich stellen Euch die Kamera auch Martin und Lax von Ringfoto vor inkl. kurzem Interview mit mir 🙂