Dunkle Wald Theorie

Kennt Ihr zufällig die Trisolaris Trilogie von Liu Cixin? Eine geniale SciFi Story gemischt mit chinesischer Kultur und viel Physik. Love it!

Besonders spannend finde ich dabei die darin thematisierte Theorie des „dunklen Waldes“ bzw. generell die Überlegung rund um die Kosmosoziologie mit folgenden zwei Axiomen:

1. Überleben ist das oberste Gebot jeder Zivilisation.

2. Zivilisationen wachsen und dehnen sich ununterbrochen aus, aber die im Kosmos verfügbare Materie bleibt konstant.

Auf diese Axiome werden die beiden Konzepte „Zweifelsketten“ und „technologische Explosion“ aufgesetzt:
Erdsoziologisch nennt man das Phänomen der „Zweifelsketten“ eine „doppelte Kontingenz“. Diese beschreibt die Interaktion zwischen Individuen oder Gruppen in der Form, als dass jede Partei ihr Verhalten an das Verhalten der anderen Partei anpasst. Beide Parteien achten somit permanent darauf, was der andere macht bzw. vermutlich machen wird und passen das eigene Verhalten entsprechend an. Übertragen auf die Kosmosoziologie führt dies bei einem Aufeinandertreffen zweier Zivilisationen jeweils zu der Unsicherheit (gleich „Zweifelskette“), ob die andere Zivilisation gutmütig oder böse ist bzw. angreifen wird oder in friedlicher Absicht handelt.
Bei der technologischen Explosion stellt sich einer Zivilisation die Frage, wann die andere Zivilisation technisch in der Lage sein wird die eigenen zu vernichten.

Daraus kann man schließen, dass jede (raumfahrende) Zivilisation jedes andere intelligente Leben als unvermeidliche Bedrohung ansehen und daher zerstören würde. Das bedeutet umgekehrt, dass es nicht sehr schlau ist als Zivilisation für andere Zivilisationen sichtbar zu sein.

Der Kosmos ist somit im übertragenen Sinne ein dunkler Wald voll von paranoiden Raubtieren, in dem man es dringend vermeiden sollte, Signale zu senden und damit ortbar zu sein. Denn sobald man in diesem Wald sichtbar wird findet sich ein Raubtier = eine Zivilisation, die einen vernichten möchte.

Die Menschheit hat ja bereits mehrmals – erstmals in 1974 mit der sogenannten Arecibo-Botschaft – Signale und Informationen über uns ins All gesendet, was nicht von jedem Wissenschaftler aus genau den o.g. Gründen befürwortet wurde. Auch Stephen Hawking zum Beispiel warnte davor und erklärte es mit „wenn uns Aliens besuchen sollten, wäre das Ergebnis der Landung von Kolumbus in Amerika sehr ähnlich, die für die Ureinwohner Amerikas nicht gut ausging“.

Auch mir fallen spontan viele negative Beispiele in der Geschichte der Menschheit von dem Zusammentreffen von hoch auf weniger entwickelte Zivilisation ein. Insofern kann ich der Theorie von dem „dunklen Wald“ nur 100%ig zustimmen, leider.