Vulkane und ihre Gefahren

Ich stehe am Tolbachik Vulkan in Kamtschatka, einer Halbinsel im Osten Russlands, und beobachte fasziniert aus sicherer Entfernung ein grandioses natürliches Feuerwerk. Aus sicherer Entfernung? Denke ich, denn plötzlich schießt eine Lavabombe Länge Ellenbogen auf mich zu – und landet keine drei Meter links von mir.

Ich habe den Vulkan lange beobachtet. Auswurfrichtung, -weite sowie Intensität und einen entsprechend entfernten Standort gewählt. Eine Garantie gibt es aber bei Mutter Natur natürlich keine wie das Beispiel zeigt.

Dennoch ist die Vulkanfotografie bei der Einhaltung diverser weiterer Sicherheitsmaßnahmen bei weitem nicht so gefährlich wie es mir häufig schon fast vorgeworfen wird. Adrenalin ja, ‘heiße’ Fotos ja, Lebensmüde ein klares Nein!

Grundsätzlich sind ein fundiertes Vulkanwissen in Verbindung mit langjähriger Erfahrung oder die Begleitung durch einen erfahrenen Vulkanologen eine absolute Voraussetzung für sicheres Fotografieren am aktiven Vulkan. Nicht weniger wichtig sind gesunde Selbsteinschätzung sowie die Kenntnis der zu erwartenden geografischen Begebenheiten. Die entsprechende Recherche ist somit ein wichtiger Teil der Reisevorbereitung.

Daneben ist auch eine Schutzausrüstung wie Helm und Atemschutzmaske unabdingbar. Helm aufgrund möglicher Gefahren von oben (s. Tolbachik). Schutzmaske wegen der häufig trügerisch harmlos aussehenden, jedoch teilweise aufgrund hoher Konzentrationen an Kohlendioxid und/oder Schwefeldioxid sogar tödlich wirkenden Gase.

Auch eine lange Hose, vernünftige Bergschuhe sowie Handschuhe aufgrund der scharfkantigen Lava gehören zur Standardausrüstung.

Neben den bereits genannten Gefahren am Ort des feurigen Geschehens gilt es sich vor allem vor den häufig sehr instabilen Kraterrändern in Acht zu nehmen. Die lockere, poröse Lava bricht schnell ab und der sich auf Motivsuche befindende Fotograf stürzt in den sicheren Tod.

Während des Fotografierens sind allerhöchste Konzentration und Multitasking gefordert. Ist man nah am Krater und es bricht plötzlich die Hölle los, gilt es, nicht nur die perfekte Bildkomposition und Kameraeinstellung zu finden, sondern auch und besonders die komplette Umgebung im Auge zu behalten. Nur so kann man auf Gefahren schnell und angemessen reagieren. In besonders gefährlichen Situationen empfehle ich, sich beim Fotografieren mit seinen Begleitern abzuwechseln, sodass der Vulkan immer beobachtet wird.

Konzentration hierbei vor allem auch nach einer oder sogar mehreren durchwachten Nächten! Am Sakurajima Vulkan im Süden Japans habe ich z.B. fünf lange Nächte mit der Hand am Auslöser durchwacht bis mir endlich das EINE Bild gelungen ist.

Werden all diese unterschiedlichen Vorkehrungen eingehalten, sind Nahaufnahmen am Vulkan nicht mehr so gefährlich, wie es auf den ersten Blick den Eindruck macht.