Die Fotografie der Milchstraße

Den ersten Artikel über die Fotografie der Milchstraße habe ich hier Mitte 2021 veröffentlicht. Mittlerweile habe ich mich auf dem Gebiet weiterentwickelt bzw. meine Technik in Richtung Stakking mehrerer Bilder in Kombination mit einem Time Blending der Landschaft geändert.

Das werde ich hier demnächst im Detail beschreiben. Bis dahin könnt Ihr Euch aber gut und gerne auch noch den weiter unten stehenden ursprünglichen Beitrag anschauen, da dieser ja nicht ungültig geworden ist 😉

Überschrift 1

Text 1, s.o. aktuell in Entstehung.

Milchstrasse über den Dumont Dunes, Death Valley

Ursprünglicher Artikel

Ein sehr beliebtes Nachthimmelmotiv ist unser galaktische Zentrum, die Milchstraße. Wobei ich gestehen muss, dass es sehr wenige Bilder von der Milchstraße gibt, die mir persönlich wirklich gefallen. Das liegt insbesondere daran, dass die Milchstraße auf den meisten Bildern aufgrund sehr hoher ISO Werte in Kombination mit einer entsprechenden Bearbeitung mit der visuellen Realität unserer Augen nichts mehr zu tun hat (das ist aber natürlich mein ganz persönlicher Geschmack und soll keine objektive Abwertung dieser Aufnahmen sein 😉 ).

Ich bevorzuge Bilder mit nicht ganz so hohen ISO Werten und einer moderaten Bearbeitung, die dem natürlichen Eindruck am Himmel als weiches hell-milchiges Band nachempfunden sind. Bei solchen Aufnahmen hält sich auch das Rauschen in Grenzen, so dass für die Bearbeitung keine separaten „dark frames“ und Stackingprogramme (z.B. Starry Landscape Stacker für Mac sowie Sequator für Windows) notwendig sind.

Ich fotografiere die Milchstraße am liebsten rund um die Zeiten von Sonnen- und Mondaufgang und -untergang. Dann hat es noch/schon Zeichnung in der Landschaft und die Milchstraße ist gleichzeitig bereits/noch deutlich am Himmel zu erkennen. Allerdings ist das in diesem Zeitfenster ein schmaler Grat zwischen „die Landschaft ist noch zu dunkel“ und „die Milchstraße ist noch nicht gut zu erkennen“. Daher erlaube ich mir ab und an das Composing von zwei Aufnahmen in Adobe Photoshop, von der besten Landschaftsaufnahme mit der besten Milchstraße.

Aber jetzt doch einfach mal von Anfang an 🙂 Fotografisch gesehen liegt das Geheimnis guter galaktischer Bilder vor allem in einer gründlichen Planung und Vorbereitung. Die beste Ausrüstung, der optimale Stand der Milchstraße über der wunderbarsten Landschaft nützen überhaupt nichts, wenn die Milchstraße aufgrund von Wetter, Lichtverschmutzung oder Vollmond gar nicht am Himmel zu sehen ist. Hier habe ich daher einmal eine ausführliche Sammlung an nützlichen Helferlein in Form von Websites und Apps zur entsprechenden Prüfung zusammengestellt.

Eine wesentliche Rolle im Rahmen der Planung spielt natürlich der jeweilige Stand der Milchstraße. Am besten sehen und fotografieren könnt Ihr unser galaktische Zentrum in Deutschland in den Sommermonaten. Allerdings liegt auch dann die Milchstraße nur knapp über dem südlichen Horizont. Dazu kommt, dass die wirklich dunklen Stunden im Sommer ja eher spärlich gesät sind. Besser sieht es da im September und Oktober aus. Das Zentrum steht dann noch gerade so über dem Horizont und es wird insgesamt ausreichend dunkel.

Bei der Planung des geeigneten Foto-Standorts im Hinblick auf den Stand und Position der Milchstraße ist das kostenlose, interaktive Planetarium Stellarium die erste Adresse. Für jeden Ort der Welt könnt Ihr Euch dort für jedes Datum eine Prognose über die Sichtbarkeit und den Stand von über 600.000 Himmelskörpern erstellen lassen.

Sind Ort und Zeit für das geplante Bild ausgedeutet und erreicht, geht es endlich ans Fotografieren. Dabei empfehle ich Euch, weit vor Dunkelheit an Eurem geplanten Standort einzutreffen. Dann habt Ihr nämlich ausreichend Zeit für die Suche nach einer spannenden Komposition aus Vordergrund und Himmel. Mit der App Photopills (alternativ TPE, welches sogar realistische 3D Schatten simuliert) könnt Ihr Euch dazu übrigens direkt vor Ort mit Hilfe von Virtual Reality die Milchstraße in Eurer Landschaft anzeigen lassen.

Ich arbeite bei der Fotografie der Milchstraße immer mit einem lichtstarken Weitwinkelobjektiv (zur Sicherheit übrigens auch in der Nacht mit aufgesetzter Sonnenblende). Zum einen bekomme ich damit einen großen Himmelsausschnitt auf mein Bild. Zum anderen würde mir persönlich bei einer Aufnahme von nur der Milchstraße die Spannung im Bild fehlen. Ganz im Gegenteil, je interessanter der Vordergrund, desto außergewöhnlich wird die Aufnahme – die Milchstraße an sich sieht am Ende ja immer gleich aus 😉 Einen solchen Vordergrund könnten neben einer faszinierenden Landschaft auch Bäume, Zelte, Häuser oder Personen darstellen. Achtet dabei auch darauf, dass dieses Motiv für ausreichend Zeichnung entsprechend beleuchtet ist. Entweder durch vorhandene Lichtquellen, durch Mondlicht oder auch durch den Einsatz einer starken Taschenlampe.

Weiter besteht eine sinnvolle Ausrüstung für die Fotografie der Milchstraße aus:

  • Einem stabilen Stativ (z.B. von Leofoto) – und gleichzeitig deaktiviertem Bildstabilisator bzw. aktivierte Spiegelvorauslösung
  • Einem Fernauslöser, ich bevorzuge hierbei einen zuverlässigen Kabelauslöser
  • Ausreichend Akkus für langes Fotografieren in einer kalten Nacht
  • Stirnlampe mit Rotlichtfunktion zur blendfreien Bedienung der Ausrüstung
  • Warme Kleidung, im Dunkeln ist es nämlich kälter als Nachts 😉

Ist es dann dunkel genug und die Milchstraße nähert sich der gewünschten Position, folgt die nächste Herausforderung: das Fokussieren. Wobei ich hier den Vorteil habe, dass meine aktuelle Kamera, die Olympus OMD E-M1 Mark III einen sogenannten Sternenhimmel Autofokus besitzt und damit in der Nacht tatsächlich ein automatisches Fokussieren erlaubt.

Ansonsten empfehle ich Euch das Fokussieren über die Lupenfunktion im Live-View-Modus. Orientiert Euch dabei an einem hellen Stern, an einem weit entfernten beleuchteten Gebäude oder an einem mit einer starken Taschenlampe angeleuchteten entfernten Gegenstand. Erstellt dann so lange eine Testaufnahmen, bis der Fokus wirklich knackig scharf sitzt.

Die nächste Herausforderung stellt dann das korrekte Belichten dar. Aufgrund der Erdrotation könnt Ihr nicht so lange belichten wie Ihr vielleicht möchtet. Aber einer gewissen Zeit werden die Sterne nämlich nicht mehr knackig scharf und punktförmig abgebildet, sondern fangen an sich in kurze Striche zu verwandeln. Damit das nicht passiert könnt Ihr Euch mit folgender Formel helfen:

300 / (Crop-Faktor x Brennweite) = maximale Belichtungsdauer

Für mich bedeutet das z.B. bei einem 7-mm-Objektiv und dem MFT Cropfaktor von 2, dass ich maximal 300/(2 x 7) = 21 Sekunden belichten kann. Je näher Ihr dabei in Richtung Polarstern fotografiert, desto eher könnt Ihr die Formel auch mit einem Formelwert von 500 oder sogar 600 ausprobieren. Macht am besten mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichen Zeiten und kontrolliert, bis zu welcher Zeit die Sterne noch gerade so punktförmig abgebildet werden.

Um später möglichst viele Details in der Milchstraße erkennen und herausarbeiten zu können müsst Ihr in der errechneten maximalen Belichtungszeit so viel Licht wie möglich mit Eurer Kamera sammeln. Arbeitet also mit möglichst offener Blende und ISO-Werten von 1600 und mehr – allerdings unter Berücksichtigung der von mir in der Einleitung vorgenommenen Einschränkung hinsichtlich des gewünschten Bildeindrucks. Zusätzlich hängt der zu wählende ISO-Wert noch von dem Rauschverhalten Eurer Ausrüstung ab (bei MFT ist aus meiner Sicht auch bei den genannten ISO 1600 Schluss) bzw. davon, welchen Aufwand Ihr bzgl. Rauschreduzierung betreiben möchtet.

Ich nehme diese Rauschreduzierung meist im Nachhinein am Rechner und nicht bereits während der Aufnahme in der Kamera vor. Dafür kommen bei mir Adobe Lightroom oder häufig auch Topaz DeNoise AI zum Einsatz. Eine bereits weiter oben genannte Alternative wäre das Stakking (Starry Landscape Stacker, Sequator) mehrerer Aufnahmen für eine deutliche Reduzierung von störendem Bildrauschen.

Die Rauschreduzierung nehme ich als letzten Schritt in der Bildbearbeitung vor. Bei dieser vorangehenden Bearbeitung achte ich darauf, nicht zu sehr „an den Reglern zu drehen“. In Adobe Lightroom passe ich neben dem Weißabgleich insbesondere (lokal) die Klarheit, Lichter, Kontrast, Belichtung sowie den Weiß- und Schwarzanteil an. Aber eben nur soweit, wie das Bild noch am ehesten dem originalen RAW bzw. visuellen Eindruck entspricht.