Interstellar – schon seit meiner Kindheit träume ich davon, eines Tages in das Weltall zu fliegen und fremde Planeten zu bereisen. Bisher bin ich allerdings noch nicht viel weiter darüber hinaus gekommen als mir mit der Lego Classic Space Serie meine eigenen Raketen und Weltraumstationen zu bauen 🙂

Fotografisch allerdings bin ich diesem Traum im Herbst 2019 jedoch schon deutlich näher gekommen, und zwar in der Karakum Wüste in Turkmenistan am sogenannten „Tor zur Hölle“, den Krater von Derweze (mehr zu dieser Tour findet Ihr hier LINK). Ich hatte bereits im Vorfeld die Idee, diese Gegend mit einer starken Taschenlampe sowie ein paar Farbfolien „höllisch“ anzuleuchten. Was mir dann jedoch Mutter Natur abgenommen hat. Das aus dem Krater strömende und brennende Gas taucht einen Bereich der hügeligen Wüste in genau ein solches orange-rot glühendes Licht.

Die perfekte Kulisse für ein paar Startrails. An dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich ein echter Fan dieser Sternenspuren bin und mit Bilder von der Milchstraße eher weniger anfangen kann. Für mich zu oft gesehen bzw. ist die Milchstraße auf den meisten Bildern so extrem bearbeitet, dass sie mit der mit den Augen gesehenen Realität nichts mehr zu tun hat. Fotografisch entscheide ich mich daher auch in diesem Fall für eine Langzeitbelichtung und nutze die Gelegenheit, mit Euch ein paar Tipps und Tricks rund um diese Startrails zu teilen.

Die erste Hürde ist das Fokussieren. In der dunklen Nacht funktioniert der Autofokus nicht – zumindest bis die Olympus OMD E-M1 Mark III mit dem Sternenhimmel AF auf den Markt gekommen ist – und manuelles Scharfstellen ist angesagt. Ich nutze dafür eine starke Taschenlampe bzw. in diesem Fall den angeleuchteten Hügel. Mit der Funktion „Fokus Peaking“ in Verbindung mit „Vergrößern“ (im Olympus Menü unter „MF Assistent“ zu finden, bei der M1ii z.B. im Menü A3) stelle ich mit Hilfe der erwähnten Lichtquelle scharf. Ich mache anschließend eine Testaufnahme und kontrolliere die tatsächliche Schärfe am Monitor, um dann den Fokus eventuell noch ein wenig zu optimieren.

Besonders eindrucksvoll sind die Sternenspuren, wenn sie als konzentrische Kreise um den Polarstern im Norden (bzw. um das Kreuz des Südens auf der Südhalbkugel) eingefangen werden. Ein Kompass bzw. eine entsprechende App auf Eurem Smartphone kann Euch dabei bei der Orientierung am Nachthimmel helfen. In diesem Fall habe ich mich jedoch dazu entschieden, den „Marshügel“ in der Mitte des Bilder zu positionieren und die Spuren links und rechts an ihm vorbei laufen zu lassen. Wer sich übrigens näher für die Geographie hinter dem Thema Nord-, Südhalbkugel interessiert dem empfehle ich diesen interessanten LINK.

Ich persönlich fotografiere Startrails immer im Live Composite Modus. Eine einzige Langzeitbelichtung im Bulb-Modus hätte für mich den Nachteil, dass eine, teilweise stundenlange Belichtung in der Dunkelheit der Nacht zu einem deutlichen und sehr störendem Rauschen führen würde. Warum dies beim Live Composite Modus nicht der Fall ist und wie dieser genau funktioniert erkläre ich Euch in diesem Artikel HIER.

Eine dritte Möglichkeit wäre ein Time-Lapse Aufnahme und das Composing dieser Bilder in einem entsprechenden Programm zu Hause am Rechner. Für die Mac Plattform bietet sich da StarStaX an.

Ich wähle für Startrails normalerweise eine Basisbelichtungszeit zwischen 30 und 60 Sekunden. Bei diesem Foto habe ich mich für 30 Sekunden entschieden, um eine Überbelichtung des angestrahlten Hügels zu vermeiden. Um möglichst viel Sternenlicht einzufangen, habe ich in diesem Fall mit Blende 2.8 sowie ISO 800 gearbeitet. Ihr könnt allerdings auch um ein oder zwei Stufen abblenden bzw. reduziere ich je nach Lichtverschmutzung und weiteren Lichtquellen auch die ISO.

Die Kamera muss natürlich unbedingt auf einem Stativ stehen (wie z.B. das leichte Leofoto RF224c oder auch das RF324c) und sollte mit einem Fernauslöser bedient werden.

Ihr selber solltet Euch je nach erwarteten Temperaturen warm anziehen, wenn Ihr für eine längere Zeit in der dunklen Nacht (kalten natürlich 😉 ) ausharren müsst.

Deaktiviert die Bildstabilisierung bzw. aktiviert die Spiegelvorauslösung bei einer Spiegelreflexkamera.

Je mehr Weitwinkel Ihr nutzt, desto mehr Sterne bekommt Ihr auf das Bild und desto runder werden die Spuren. Und Ihr habt natürlich die Möglichkeit, mehr von der Landschaft auf das Bild zu bekommen.

Für Aufnahmen deutlich länger als eine Stunde empfehle ich entweder einen Batteriegriff mit zusätzlichem Akku oder die Kamera gleich per PD (Power Delivery) an einer externen Powerbank zu betreiben. Für die Olympus Modelle E-M1X sowie E-M1 Mark III kann dies z.B. diese Powerbank von Anker sein.

Um Akku zu sparen sollten Besitzer einer spiegellosen Kamera das Display ausschalten bzw. auf minimale Helligkeit stellen. Wie das im Live Composite Modus einer Olympus Kamera funktioniert erkläre ich HIER.

Eine Taschen-/Stirnlampe hilft bei der Bedienung der Kamera in der Nacht, idealerweise mit einer Rotlicht-Funktion.

Für Licht, und Zeichnung in der Landschaft, kann auch ein strahlender Mond sorgen. Ihr müsst nur aufpassen, dass der Mond nicht durch das Bild wandert bzw. so hell leuchtet, dass keine oder kaum noch Sterne zu sehen sind.

Ansonsten gilt auch bei der Fotografie von Startrails wie immer: Üben Üben Üben, von anderen Fotografen inspirieren lassen und vor allem mit Spaß bei der Sache sein.

Weitere Tipps rund um die Sternenfotografie findet Ihr HIER. Weitere Bilder und Ihre Geschichte HIER.