Da ich im Moment ja leider nicht reisen darf (UPDATE: die erste Version des Artikels habe ich in 2020 zum ersten Lockdown geschrieben) habe ich mir einfach einmal ein Motiv gesucht, welches ich prima und entspannt von zu Hause aus fotografieren kann. Wobei dieses Motiv in der Tat auch ganz oben auf meiner Reiseliste (mehr über diesen Traum lest Ihr HIER) steht – der Mond. Viele spannende Fakten zum Mond lest Ihr bei Interesse übrigens gerne HIER.
Ein Motiv, welches sich jedoch schnell als viel schwieriger als gedacht herausstellt und mich gerade in die komplexen Tiefen der Astrofotografie eintauchen lässt.
Teleobjektiv:
Aber von Anfang an: Für die Mondfotografie habe ich mir das 300er F4 IS Pro Objektiv (entspricht 600 mm KB) von Olympus geliehen, zusammen mit dem 2fach Telekopierter MC20.
Das ergibt eine Brennweite von 600mm, umgerechnet in KB 1200mm. Damit bekomme ich den Mond schon fast formatfüllend aufs Bild.
Für die maximal mögliche Auflösung und Schärfe meiner MFT-Kamera habe ich die meisten Bilder im sogenannten HighRes-Modus (anstatt 20 MP bekomme ich so ein Bild mit 50 MP) fotografiert. Relativ schnell habe ich damit ein ganz brauchbares Ergebnis produzieren können. Folgende Dinge habe ich dabei gelernt:
Manuelle Einstellungen:
Der Autofokus funktioniert eigentlich ganz gut, aber am Ende habe ich mich dann doch für ein manuelles Fokussieren – mit der Unterstützung von Focus Peaking und 10fach Vergrößerung im Sucher – entschieden. Für die Mondfotografie ist daher eine Kamera ideal, welche sich auch manuell einstellen lässt. Insbesondere in den Tagen rund um den Vollmond reicht theoretisch aber auch eine reine Automatikkamera und mittlerweile sogar ein modernes Smartphone aus.
Ausrüstung und Einstellungen:
Der fast voller Mond ist zwar so hell, dass er auch aus der Hand fotografiert werden kann. Ein stabiles Stativ macht aber trotzdem viel Sinn, zum einen für den Olympus HighRes Modus, zum anderen aber auch für Serienaufnahmen und Filme, welche die Basis für die weitere Bearbeitung in speziellen Stacking-Programmen (was das ist lest Ihr HIER) sind.
Am Stativ unbedingt mit Fernauslöser arbeiten. Bei langen Brennweiten sorgt schon die kleinste Verwacklung beim direkten Drücken des Auslösers für eine Unschärfe.
Fester Untergrund, unser Balkon mit Holzbelag hat z.B. auch für Unschärfen gesorgt.
Bildstabilisierung ausschalten.
Auf eine klare Sicht ohne Schleierwolken achten. Großstädte, Lichtverschmutzung sowie Luftverwirbelungen spielen allerdings keine ganz so große Rolle wie bei der weiterführenden Astro-/Deep-Sky Fotografie. Wobei natürlich auch hier gilt, dass je besser die Umweltbedingungen sind, desto besser wird das Ergebnis. Beachtet dabei auch, dass die atmosphärischen Störungen größer werden, je näher der Mond am Horizont steht.
Blende und ISO:
Mein 300er Objektiv hat die feste Blende 4 bzw. 8 bei der Verwendung des 2fach Konverters. Was gut passt, da ich die (plus minus) Blende 8 generell für eine scharfe Abbildung des Mondes empfehle.
Den fast vollen Mond konnte ich mit ISO 200 und 1/800 Sekunden belichten. Je kleiner die beleuchtete Sichel ist, desto länger werden natürlich die Belichtungszeiten und die Gefahr einer Bewegungsunschärfe, unser Mond bewegt sich mit lässigen 1 km/s, steigt. Eine Tabelle zu den maximal möglichen Belichtungszeiten in Abhängigkeit der Brennweite findet Ihr HIER.
Fotografisch flauer Vollmond:
Aus meiner Sicht am fotogensten ist der Mond übrigens ein paar Tage nach Neumond. In dieser Zeit kommen die Mondkrater besonders deutlich zur Geltung. Den Vollmond fotografiere ich selber nie in Großaufnahme, denn Du die frontale Bescheinung durch die Sonne sorgt für einen ziemlich flachen Anblick ohne Schatten und Kontraste (ähnlich wie die Fotografie zur Mittagszeit). Aber zum Anschauen ist so ein Vollmond natürlich immer wieder ein traumhaftes Himmelsschauspiel.
Interessanter können Bilder sein mit dem Vollmond hinter einer Berggipfel, über einem Kirchturm etc. Mir persönlich gefallen auch solche Bilder nur sehr selten, wer aber trotzdem solch ein Motiv ablichten möchte dem empfehle ich zur entsprechenden Planung die App Photopills. Damit könnt Ihr Euch für jeden Ort der Welt zu jedem Zeitpunkt den Mondverlauf anzeigen lassen. Vor Ort könnt Ihr die Position des Mondes sogar per AR (Augmented Reality) simulieren lassen und so ganz genau herausfinden wo Ihr stehen müsst, damit der Mond genau über der genannten Kirchturmspitze zu sehen ist. Genutzt habe ich die App z.B. bei der Fotografie der Mondfinsternis im Mai 2022.
Für die Bestimmung der Mondphasen, Position am Himmel, Zeit von Auf- und Untergang gibt es aber noch unendliche viele andere Apps für jede Art von Plattform, hier empfehle ich Google zur Auswahl 😉 Ich verwende z.B. astronomie.info wie auch mondverlauf.de.
Bildbearbeitung:
Bei der Bildbearbeitung habe ich die Sättigung reduziert in Richtung schwarz-weiß und den Kontrast wie auch die Schärfe erhöht. In der Realität hat der Mondstaub Regolith eine ähnliche Farbe wie Beton.
Sieht im Bildergebnis nicht schlecht aus. So 100%ig zufrieden bin ich allerdings nicht, insbesondere im Hinblick auf die Schärfe.
Stacking:
Mit einer kurzen Recherche zu dem Making Of wirklich knackiger Mondaufnahmen musste ich dann schnell lernen, dass ich – außer bei wirklich perfekten Bedingungen – an dieser Stelle mit einer Einzelaufnahme nicht viel weiter komme.
Im nächsten Schritt werde ich mich daher mit dem Thema Stacking beschäftigen (müssen). Es gibt dafür spezielle Programme wie z.B. Autostakkert, welche aus vielen (1000 und mehr) Aufnahmen oder noch besser Filmsequenzen die jeweils schärfsten Bilder bzw. Bildanteile zu einem einzigen Bild verrechnen. UPDATE: Mittlerweile habe ich mit damit beschäftigt. Das entsprechende Mondbild ist jedoch noch nicht online, Ihr könnt HIER aber bei Interesse lesen wie das mit dem Stacking grundsätzlich funktioniert.
Weitere Tipps rund um die Sternenfotografie findet Ihr HIER. Weitere Bilder und Ihre Geschichte HIER.